In der Stadtverordnetenversammlung am 11.12.2024 stehen zwei Anträge zum neuen Planfeststellungsverfahren L3011 auf der Tagesordnung.
Das neue Planfeststellungsverfahren L3011 sieht eine Verbreiterung der L3011 in Verbindung mit dem Bau eines parallel verlaufenden Rad- und Gehwegs vor.
Die Verbindung der Hofheimer Stadtteile durch Fahrradwege ist ein zentrales Anliegen von Hofheim bewegt sich.
Eigentlich könnten wir uns über diesen neuen Anlauf also freuen. Aber wir sehen den Bau des Rad- und Gehwegs in Verbindung mit der Straßenverbreiterung kritisch, weil:
- weitere Flächen im Naturschutzgebiet versiegelt würden; dies läuft dem Naturschutz und dem Hochwasserschutz zuwider
- eine breitere Straße zu höherer Geschwindigkeit einlädt; die Unfallgefahr und der Lärmpegel durch schneller fahrende Autos würden steigen.
Außerdem erfordern die Bauarbeiten eine weitere Vollsperrung, die die Menschen in Lorsbach erneut belasten wird.
Allerdings sind weitere Arbeiten an der L3011 laut Hessen Mobil aus zwei Gründen erforderlich: 1) die Straße entspricht nicht den heutigen baulichen Standards und muss deshalb verbreitert werden; 2) wohl deshalb wurde bei den kürzlich abgeschlossenen Sanierungsarbeiten nur eine „Verschleißschicht“ gelegt, d.h. die Straßendecke muss ohnehin in wenigen Jahren erneuert werden.
Wir sehen uns also vor einem Dilemma: Stimmt man dem Planfeststellungsverfahren zu, kommt der lang geforderte Radweg – allerdings nach sehr umfangreichen Bauarbeiten mit schwerwiegenden Konsequenzen für die Umwelt. Stimmt man dem Planfeststellungsverfahren nicht zu, besteht die Gefahr, dass Hessen Mobil die Planung dann komplett einstellt.
In der Öffentlichkeit wurde die geplante Verbreiterung der L3011 bisher ebenfalls kritisch gesehen. Einer der Anträge an die Stadtverordnetenversammlung (STV2024/188, gemeinsamer Antrag der BfH, CDU, FWG, LINKE & SPD) fordert von Hessen Mobil, den Radweg ohone Verbreiterung der L3011 zu realisieren. Der zweite Antrag (STV2024/189 aus der FDP-Fraktion) wendet sich insbesondere gegen eine drohende Vollsperrung während der Bauzeit; diese ist aber vor allem wegen des Baus von Querungshilfen für den Radverkehr erforderlich, was der gleichzeitigen Forderung nach hoher Priorisierung des Radwegs widerspricht.
Als weitere Forderung wird im Antrag STV2024/188 der Heinrichsweg als kurzfristige alternative Planung zur Radwegrealisierung vorgeschlagen. Wir von Hofheim bewegt sich lehnen diesen Lösungsvorschlag ab. Der Heinrichsweg ist keine Alternative für einen Radweg entlang der Straße, auch nicht temporär. Das Höhenprofil, die Führung durch den Wald und der jetzige Ausbauzustand sind weder sicher noch alltagstauglich. Ein Ausbau käme einer Straße im Wald gleich, da der Weg auch von Hessen Forst mit schweren Forstgeräten befahrbar bleiben muss, und würde am berechtigen Veto der Naturschutzbehörde scheitern.
Eine andere, kurzfristig realisierbare Alternative wie vom ADFC bereits ins Gespräch gebracht: Bis zum Bau des Radwegs entlang der L3011 Tempo 60 auf der gesamten Strecke einführen und mit entsprechenden Geräten überwachen. Dies würde die Sicherheit für Radfahrende und den motorisierten Verkehr verbessern.
Wir von Hofheim bewegt sich haben folgende Forderungen:
- an die Stadtverordnetenversammlung: Am Mittwoch die Anträge in ihrer jetzigen Form nicht zu beschließen, denn die Einstellung oder Zurückstellung des Planfeststellungsverfahrens auf unbestimmte Zeit gefährdet die Realisierung des Radwegs;
- an die Stadtverwaltung: Möglichst schnell in Kooperation mit Hessen Mobil und Interessenverbänden wie dem ADFC und der HLA zu klären, ob die Verbreiterung der L3011 aus technischen und / oder rechtlichen Gründen zwingend notwendig ist;
- an Hessen Mobil: Eine Bauplanung auszuarbeiten, die ohne längere Sperrzeiten auskommen kann, um die Belastung für Lorsbach zu minimieren;
- an die Parteien: Den Heinrichsweg nicht mehr als möglichen Radweg in Erwägung zu ziehen.
Wir freuen uns, dass die Parteien die Notwendigkeit des Radwegs von der Hofheimer Kernstadt nach Lorsbach anerkennen, und dass die zur Abstimmung stehenden Anträge mit der Ökologie, dem Hochwasserschutz und der Verkehrswende begründet werden. Wir zählen auf besonnenes Handeln am Mittwoch, um den Bau des Radwegs nicht zu gefährden.